Deshalb radelten 36 Frauen bei bestem Sommerwetter zuerst nach Darfeld, wo sie vom Vorsitzenden des Heimatvereins Rolf van Deenen am Bahnhof erwartet wurden. Er berichtete von der Renovierung und Umnutzung des Bahnhofsgebäudes aus dem 19. Jahrhundert und führte die Frauen über den Generationenpark mit den vielen Freizeitsangeboten und dem „Haus der Wissenschaften“ für wechselnde Ausstellungen. Zurzeit entsteht ein Backhaus aus Baumberger Sandstein, das im nächsten Frühjahr eigeweiht wird. „Dies alles konnte nur entstehen mit Hilfe von Zuschüssen, Sponsoren und dem immensen Einsatz ehrenamtlich Tätiger. Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, freut er sich.
Das zweite Ziel war die Stadt Horstmar mit ihren Burgmannshöfen. Heinz Herdt führte die Gruppe als kompetenter Kenner der 1000jährigen Geschichte der ehemals einzigartigen mittelalterlichen Festungsstadt. 1270 erhielt Horstmar die Stadtrechte. In der Zeit entstand auch die Festungsanlage in quadratischer Form von zwei Wällen und einem dazwischen liegenden Graben umgeben. Auf dem Innenwall entstanden acht Burgmannshöfe, von denen heute noch vier erhalten sind, allerdings in restaurierter Form aus dem 16. Jahrhundert.
Von allen Höfen führten unterirdische Gänge zu der Burganlage, um 800 entstanden, die sich im äußeren Bereich anschloss und leider durch einen Brand zerstört wurde.
In der Mitte der ehemals quadratischen Festungsanlage liegt die gotische Hallenkirche „St Gertrudis“, deren Vorgängerkirche bereits 1050 erwähnt wurde.
Der Burgmann Ritter Stryck hatte dort in einer kleinen Marienkapelle, der heutigen Sakristei, eine Marienskulptur aus Marmor untergebracht, die er von einem Kreuzzug mitgebracht hatte. Durch die Madonna wurde Horstmar zum Wallfahrtsort, der leider durch den Diebstahl der Skulptur endete.
Auch das Gnadenbild „Unsere Liebe Frau vom Himmelreich“, aus Zedernholz geschnitzt, geht den Ritter Stryck zurück.
Das Alte Rathaus (1388) mit dem Fachwerkobergeschoss von 1571 wurde in die Mitte der Anlage gebaut, quasi kirchliche und weltliche Macht auf einer Ebene.
Von den vier erhaltenen Burgmannshöfen ist der „Borchorster Hof“ heute in Gemeindebesitz und wird als Pfarrzentrum für etwa 1500 Veranstaltungen im Jahr genutzt. Der „Merveldter Hof“, dessen äußere Fassade in Specklagentechnik gemauert wurde, ist im Besitz der Familie Coppenrath. Ebenfalls sind der „Sendenhof“ mit dem Schlosstor und er „Münsterhof“ heute im Privatbesitz.
Im „Sendenhof“ befindet sich heute noch das Gefängnis, in dem die Widertäufer Krechting und Knipperdolling vor ihrer Hinrichtung untergebracht waren.
Für die Entwicklung Horstmars war im 17. Jahrhundert die Leinenweberei mit 441 Webstühlen, gefolgt von der Baumwoll- und Seidenweberei im 19. Jahrhundert wichtig.
Noch vieles konnten die Frauen auf ihrem Gang durch die Stadt erfahren, bevor der Ausflug mit einem gemeinsamen Essen endete.