182 Kilometer auf der Vechte

Schöppingen-Eggerode – Einen lang gehegten Wunsch hat sich der in Eggerode geborene Martin Fraune in den Sommerferien erfüllt. „Auch wenn ich schon 30 Jahre nicht mehr in Eggerode wohne, fühle ich mich meinem Heimatort nach wie vor sehr verbunden“, bekennt er. Gemeinsam mit seinem Sohn Florian (22) paddelte er in einem Kanu auf der Vechte von Eggerode bis zum „Zwarte Water“ nahe Zwolle in den Niederlanden. Für die Strecke von 182 Kilometer benötigten sie insgesamt sieben Tage. … Mehr erfahren182 Kilometer auf der Vechte

In Eggerode, unmittelbar an der Stelle, wo Burloer und der Rockeler Bach zusammenfließen, setzten sie ihr Boot ins Wasser. Da die Vechte in diesem Sommer wenig Wasser führte, waren die ersten zwei Tage ein mühsames Geschäft. Häufig war ein Fortkommen nur möglich, indem sie ausstiegen und das Boot hinter sich herzogen. „Bis kurz vor Metelen ist die Vechte sich selbst überlassen. Quer liegende Bäume und Sträucher waren oft nur schwer überwindbare Hindernisse. Gleichwohl bot die Vechte im ersten Streckenabschnitt die größten optischen Reize“, schwärmten die beiden.

Von Beginn an sei es immer wieder notwendig gewesen, Wehre zu überwinden. Dann galt es, die Ausrüstung auszuladen, das Kanu aus dem Wasser zu holen, hinter das Wehr zu tragen, wieder ins Wasser einzusetzen und das Gepäck zu verstauen. Diese Übung war im gesamten Flussverlauf fünfzehn Mal erforderlich. „Nachahmern möchte ich empfehlen, erst in Langenhorst nach dem Wehr mit der Flusswanderung zu beginnen“, rät Fraune. Auch hier führe die Vechte oft noch Niedrigwasser, Flurbereinigungsmaßnahmen gäben ihr aber einen klareren Verlauf.

Als ersten nennenswerten Zufluss in die Vechte registrierten die beiden den Gauxbach in Welbergen. Eine spürbare Wasserzufuhr erfuhr die Vechte erst durch den Zufluss der Steinfurt Aa kurz hinter Bilk, nördlich von Wettringen. Hier waren sogar, bedingt durch Steine, einige Stromschnellen im Flusslauf auszumachen. Insgesamt hat die Vechte durch die vielen Staustufen eher wie ein stehendes Gewässer angemutet. Das bedeutet, jedes Fortkommen geschieht durch Körperarbeit. Das Gefühl, sich durch die Strömung treiben zu lassen, ist für die beiden auf der Vechte nicht zu spüren gewesen.

In Nordhorn durchquerten die Flusswanderer den Vechtesee. Auf den Terrassen in der Innenstadt, direkt am Fluss gelegen, fanden sei eine ideale Rastmöglichkeit.

Ab Nordhorn war auffällig, dass immer wieder kleine Kanäle den Flusslauf der Vechte querten. Nachdem sie in Neuenhaus den Zufluss der Dinkel passiert hatten, erreichten sie hinter Laar die Grenze zu den Niederlanden.

Hinter der Grenze heißt der Fluss Overijsselse Vecht. Hier begegneten die beiden erstmals anderen Booten und kleinen Motorschiffen. Insbesondere ab Ommen herrschte ein reger Schiffsbetrieb. „Spätestens hier hat die Vechte einen anderen Charakter. Sie wird genutzt für Ausflüge und Wasserski-Fahrten und sie wird lauter“, konnten sie feststellen.

Hinter Dalfsen steuert die Vechte auf Zwolle zu, knickt noch vor der Stadt nach Norden ab und mündet wenig später in das Zwarte Water. „Die Landschaft entlang der Vechte zeichnet sich durch eine ausgewogene Mischung aus ursprünglicher Natur und gestalteter Kulturlandschaft aus“, ist der Gesamteindruck der Vechtefahrer.

Sowohl im Ober- wie auch im Unterlauf boten sich den beiden immer wieder traumhafte Blicke auf Uferböschungen, die mal geprägt waren von meterhohem Schilf oder auch großen Bäumen, eine Idylle, die nur auszumachen ist, wenn man auf dem Fluss wandert. Auch das Wachsen der Vechte sei beeindruckend gewesen. Habe die Breite zu Beginn allenfalls drei Meter betragen, so sei sie am Ende auf etwa 100 Meter angewachsen.

Martin und Florian Fraune waren Selbstversorger. Wenn es Abend wurde, suchten sie sich ein schönes Plätzchen am Ufer, schlugen ihr Zelt auf und bereiteten sich ihr wohlverdientes Essen. Da sie in den ersten Tagen mit einer Schlecht-Wetter-Front zu kämpfen hatten, wurden sie vom Schwager Wilfried Schmalbrock immer wieder unterstützt, indem er z.B. trockene Kleidung vorbeibrachte. Ohne diese Unterstützung hätte ihnen das Wetter wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Martin Fraune ist froh und dankbar über die Eindrücke und Erfahrungen, die er auf dieser nicht alltäglichen Reise machen konnte.

VON ALFONS KÖRBEL, GRONAU