Letzter Bürgermeister von Eggerode Hermann Schmitz wird 90

Im Kreise seiner Familie, mit Freunden und Nachbarn beging Hermann Schmitz am Mittwoch seinen 90. Geburtstag. … Mehr erfahrenLetzter Bürgermeister von Eggerode Hermann Schmitz wird 90

Wenn er zurückschaut, ist es eine bewegte Zeit gewesen, die in seiner Jugend direkt in die schrecklichen Erlebnisse des Krieges mündeten. Am 5. Dezember 1947, legte Hermann Schmitz vor der Handwerkskammer Münster seine Meisterprüfung im Schmiedehandwerk ab. Siebenundzwanzig Jahre war er alt, aber was für ein Lebensabschnitt lag bereits hinter ihm! Fünf Jahre harter Kriegserlebnisse in Russland musste er überstehen. „Ohne eine unzählige Zahl glücklicher Umstände oder Ereignisse hätte ich nicht überlebt“, ist Hermann Schmitz überzeugt. So wurde er zum Beispiel drei Tage vor der Einkesselung von Stalingrad  von dort zu einem Lehrgang im Hufbeschlag nach Berlin abkommandiert. Danach war er wieder im Fronteinsatz in der Ukraine und wurde in Schlesien, in Ratibor an der Oder, verwundet. Er geriet in amerikanische Gefangenschaft und nach Überlassen des Frontabschnitts an die russische Armee in russische Gefangenschaft. Durch glückliche Umstände kam er mit den Schwerstverwundeten zurück nach Deutschland.
Als Meister widmete er sich mit ganzer Kraft dem Aufbau des väterlichen Betriebes in Eggerode, der sich auf die Produktion von Landmaschinen und deren Reparatur spezialisiert hatte. Die Arbeit habe ihm viel Freude gemacht, stellt er heute auch ein wenig stolz fest. Patente habe er erworben und der Boom der Zeit des Wiederaufbaus habe das Unternehmen begünstigt. Zwanzig Angestellte hatten durch den Betrieb zu der Zeit Arbeit und Brot. Mit dem Tod seines Sohnes Wolfgang im Jahr 1995 wurde der Betrieb aufgegeben.
Seit den Kommunalwalen 1956 war Hermann Schmitz Bürgermeister der damals noch selbständigen Gemeinde Eggerode. Dies Amt füllt er drei Wahlperioden aus, bis der Ort am 30. Juni 1969 per Gesetz seine selbständige Körperschaft verlor. Nach der kommunalen Neugliederung war er bis 1979 stellvertretender Bürgermeister in Schöppingen und war als Ratsmitglied von 1969 bis 1975 stellvertretender Vorsitzender im Rechnungsprüfungsausschuss, Vorsitzender des Bauausschusses und von 1975 bis 1979 stellvertretender Vorsitzender im Haupt- und Finanzausschuss.
„Das Dorf Eggerode wurde in der Nachkriegszeit im wahrsten Sinn des Wortes umgekrempelt“, schmunzelt er. „Es gab nur Kopfsteinpflaster und überhaupt keine Baugebiete“. Die politische Einstellung der Gemeinderatsmitglieder sei anfangs auch noch nicht so stark ausgeprägt gewesen, erinnert er sich. Er habe damals ein Mitglied angesprochen, das auf einer Ratssitzung gefehlt habe und zur Erklärung bekommen, auf der Tagesordnung sei nichts gewesen, was ihn interessiert habe.
Zu recht ein wenig stolz blickt Hermann Schmitz auf sein bisheriges Leben zurück. Am 26. April 1984 bekam er für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, unterzeichnet vom damaligen Präsidenten Karl Carstens. Sei Diamantener Meisterbrief wurde ihm am 05. Dezember 2007 überreicht. Zwei Perioden (acht Jahre) war er Schöffe am Landesgericht Münster. Mehrere Perioden fungierte er als stellvertretender Obermeister der Landmaschineninnung und in seinem Heimatort Eggerode war er lange Jahre Oberst der Schützenbruderschaft.
Sehr viel Freude hatte es ihm bereitet, als letzter Bürgermeister von Eggerode auf dem Festakt zur 850Jahrfeier des Ortes 2001 eine Rede zur Entwicklung der Wallfahrtsgemeinde zu halten.