„1963 hatten wir schon einmal eine Überflutung“, erinnert sich Holste, während um ihn herum die Pumpen dröhnen. Aber so schlimm wie dieses Mal sei es da nicht gewesen. Bis zur Unterkante Bodendecke steht der Keller des Wohnhauses unter Wasser. Es wird wohl Wochen dauern, bis die stinkende Brühe nicht mehr zu riechen sein wird. Holste schätzt den Schaden auf rund 20 000 Euro.
Der Landwirt aus Heven ist beileibe nicht der Einzige, dem Tief „Cathleen“ zugesetzt hat. Während es im Dorf nur vereinzelte Einsätze der Feuerwehr gab, die sich vor allem auf das Auspumpen von Kellern beschränkte, waren besonders die Vechte-nahen Bauerschaften Heven, Haverbeck und Ramsberg von den Auswirkungen des Starkregens betroffen. Um kurz nach sieben Uhr trifft der erste Hilferuf bei der Feuerwehr ein. Um 23.40 Uhr wird nachalarmiert. Dann ging es praktisch Schlag auf Schlag. „Wir sind seitdem mit allen verfügbaren 39 Kräften im Dauereinsatz“, erklärte Ralf Mensing, der gestern Morgen gemeinsam mit Holger Benölken im Gerätehaus die Fäden zusammenhält.
Mensing berichtet von teils dramatischen Einsätzen in der Nacht: So habe die Wehr zwei von den Wassermassen eingeschlossene Personen mit einem von den Kollegen der Nienborger Wehr angeforderten Rettungsboot in Sicherheit bringen müssen. An der Vechte in Heven habe man ein Fahrzeug aus dem Wasser ziehen müssen, dessen Fahrer die Kraft der Fluten offenbar unterschätzt hat, berichtet Gemeindebrandinspektor Schulze-Dorfkönig. Im Neoprenanzug musste ein Kamerad sich an den Wagen herankämpfen, um ein Seil zu befestigen.
Zahlreiche weitere Einsätze vor allem in den Bauerschaften kamen dazu. Neben Tierrettung mussten vor allem Keller, in denen das Wasser bis zu 1,60 Meter hoch stand, ausgepumpt werden. „Selbst die älteren Bauerschaftsbewohner haben gesagt, dass sie sich nicht an ein ähnlich starkes Hochwasser erinnern konnten“, gibt Ralf Mensing seine Eindrücke wieder. Josef Schulze Dorfkönig kann sich an ein Hochwasser in den 1980er-Jahren erinnern, das in seiner Intensität jedoch schwächer war.
Auch in Gemen hinterließ „Cathleen“ ihre Spuren: Mehrere Straßen waren unpassierbar. Ralf Mensing berichtet, dass man in der Nacht teils nicht mehr unterscheiden konnte, ob man noch die Straße oder schon einen Graben vor sich hatte: „Das war alles eine Wasserfläche.“
Relativ früh am Morgen hatte die Feuerwehr bekannte Gefahrenstellen abgesichert, darunter auch die Landstraße 570 in Höhe Vechtebrücke an der Brüningmühle. Detlef Effenberger, Gastwirt des Café Bleifrei, sah sich am Morgen sozusagen von Wassermassen umgeben. Die Vechte hatte sich in der Nacht kurzerhand ein neues Bett gesucht und die Landstraße überflutet. Die Gaststätte blieb von den Fluten verschont, im hinteren Anbau indes stand das Wasser knöcheltief.
Das Stadtgebiet Schöppingens selbst kam relativ glimpflich davon, hier und da lief ein Keller voll. Einsätze gab es am Schlachthof Tummel, zudem musste die Eggeroder Straße in Höhe des Baustoffhandels Niehoff für mehrere Stunden gesperrt werden.
Um halb zehn Uhr am Morgen hat sich die Lage zumindest etwas entspannt. Gemeindebrandinspektor Schulze-Dorfkönig, selbst die ganze Nacht über im Dauereinsatz, teilt die Ablösung für die Kameraden ein, die noch auf den Höfen Holste und Gelking in Gemen und teils in der Stadt im Einsatz sind. Die Kameraden sind nach der langen Nacht abgekämpft, dennoch finden sich spontan ausreichend Kräfte, die bereit sind, wieder anzupacken.
» Wie die Organisatoren mitteilen, fällt der von Samstag bis Montag geplante Düstermühlenmarkt zwischen Schöppingen und Ahaus wegen des Hochwassers aus.