Schwester Maria Philomena starb am 30. Dezember

Geprägt von der Not der Nachkriegszeit

Schwester Maria Philomena, die seit 2005 bis Oktober vergangenen Jahres zusammen mit Schwester Imelda in ihrem kleinen Konvent am Marienplatz in Eggerode, in unmittelbarer Nähe zur Kirche und zur Gnadenkapelle lebte, ist am 30. Dezember gestorben.

Schwester Maria Philomena wurde am 10. Juni 1944 als Erika Klein im Ermland in Ostpreußen geboren. Sie war das sechste und letzte Kind der Eheleute Josef und Klara Klein. Die Eltern betrieben eine kleine Landwirtschaft in Klingerswalde im Kreis Heilsberg (heute Podleśna in Polen).

Vater wurde nach Russland verschleppt

Obwohl Schwester Maria Philomena bei Kriegsende noch ein Säugling war, hat sie die Not der Zeit erlebt und ist durch die Jahre danach geprägt worden: Ihr Vater wurde zum Viehtreiben nach Russland verschleppt und war seitdem verschollen. Der älteste Bruder wurde 1945 auf dem Hof von den Russen erschossen. Der zweite Bruder war bei Verwandten und geriet von dort in ein Waisenhaus.

Die Mutter wurde mit den vier kleinen Kindern 1947 aus der Heimat innerhalb von Stunden ausgewiesen und gelangte mit einem Viehtransporter nach Thalwitz in Sachsen in die sowjetisch besetzte Zone Deutschlands, die spätere DDR. 1954 gelangte die Familie zu Verwandten nach Roxel bei Münster.

Nach der Schule zeigte Schwester Philomena Interesse für die Hauswirtschaft. Sie arbeitete als hauswirtschaftliche Hilfe in verschiedenen Einrichtungen der Katharinenschwestern, ab 1961 im Provinzhaus in Münster.

Gewissheit, dass Gott sie ruft

Im Lauf der Jahre wurde die Gewissheit immer größer, dass Gott sie rufe, ihm als Katharinenschwester zu dienen. So trat sie am 1962 in die Kongregation ein, wurde 1963 ins Noviziat aufgenommen und legte am 2. Februar 1965 die erste und fünf Jahre später die Ewige Profess ab.

In dieser Zeit schloss sie ihre hauswirtschaftliche Ausbildung ab und verbrachte Einsätze im Provinzhaus in Münster und im Generalmutterhaus in Grottaferrata bei Rom. Schließlich absolvierte sie von 1972 bis 1973 eine Ausbildung zur Altenpflegerin in Frankfurt am Main und Freckenhorst, bildete sich in Kursen weiter zur Stationsleitung in Altenheimen und im Bereich Gerontopsychiatrie. Dadurch übernahm sie 2002 die Leitung der Pflegestation im Haus Regina Protmann in Xanten.

Schwester Maria Philomena arbeitete sehr gerne in der Altenpflege. Sie war herzlich und froh und unermüdlich auf das Wohl der kranken Schwestern bedacht. Außerdem spielte sie sehr gerne und mit Freude Theater und erfreute auf vielen Festen mit ihren lustigen Stückchen.

Zweier-Konvent in Eggerode

Im September 2005 kam sie nach Eggerode, wo sie mit Schwester Imelda einen Zweier-Konvent bildete mit der Zielsetzung: Mithilfe in der Wallfahrtsseelsorge durch Gebetsangebote in der Wallfahrtskirche, kirchliches Stundengebet, Gesprächsseelsorge und Begleitung der Pilger. Auch mit der Gemeinde wurden Kontakte gesucht, etwa im Kirchenchor, dem Familiengottesdienstkreis, beim Bibelteilen, als Vertretung des Küsters, im Krankenbesuchsdienst, dem Kontakt mit den Schulen für Themen-Gottesdienste und auch der Teilhabe an den Festen der Ortsgemeinde.

Im Herbst 2020 wurde bei Schwester Maria Philomena Krebs diagnostiziert, eine dauernde Heilung war nicht möglich. Ein Jahr lang konnte sie noch bei Schwester Imelda in Eggerode bleiben, im vergangenen Oktober ging sie schweren Herzens auf die Pflegestation im Haus Regina Protmann in Xanten.

Schwester Philomena war bei allem sehr gelassen und stellte sich mit Gottvertrauen und Humor allen Schwierigkeiten. Bis zum Schluss hatte sie immer ein frohes Lächeln, einen feinen Witz und viel Dankbarkeit auf ihren Lippen. Wenn man sie fragte: „Wie geht es Ihnen?“, war die Antwort immer „gut“. Noch einen Tag vor ihrem Tod empfing sie ganz bewusst die Krankensalbung und bekam Besuch von ihrer Schwester und einem Neffen. Am heutigen Samstag wird ihr in der 17-Uhr-Messe in der Kirche St. Mariä Geburt gedacht.

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