Berthold Schulze Eggenrodde berichtete beim Rundgang über die Bauerngilde

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Seit 400 Jahren verbunden

Mit Hellebarde und angedeutetem Ritterkostüm empfing Berthold Schulze Eggenrodde am Lichtmess-Tag, dem 2. Februar, im Schatten des Kirchturms seine Gäste.

Von Matthias Frye

Am Marienbrunnen erklärte Berthold Schulze Eggenrodde, wie es zur Gründung der Bauerngilde in Eggerode kam. Foto: Matthias Frye

Der Termin war ganz bewusst gewählt: Traditionell stiftet seit alters her die Gemeinschaft der Landwirte rund um Eggerode zu diesem Datum eine „große“ Kerze. Diese Tradition war jetzt Anlass, dieses Phänomen der Eggeroder Geschichte trotz spärlicher Nachrichten ein wenig näher zu beleuchten.

Eng mit Kloster verbunden

Nicht wenige seien aufgrund von verschiedenen Abgabepflichten wie dem Blutzehnt (Abgabeanteil von bäuerlichen Nutztieren) mit dem Kloster eng verbunden gewesen.

Auf dem Rundgang am neugestalteten Marienbrunnen angekommen, thematisierte Schulze Eggenrodde über den Ursprung der Gilde, der wahrscheinlich in den Kriegswirren des spanisch-niederländischen Kriegs (1568-1648) zu suchen ist. Im Zuge der Kriegshandlungen seien das Kloster Klein Burlo am 22. September 1591 von spanischen Soldaten geplündert und dabei 27 zu Hilfe eilende Bauern erschlagen oder erschossen worden.

Aus diesem Trauma heraus habe sich dann eine Gemeinschaft von Bauern zusammengefunden, um in Zukunft als Solidargemeinschaft besser gegen Krieg oder wirtschaftliche Not wie beim Verlust einer Kuh gewappnet zu sein. So sicherte man sich gegenseitige Hilfe zu. Sehr plastisch demonstrierte der „Ritter“ mit seinen Waffen das ungleiche Kräfteverhältnis zwischen Soldaten und Bauern. Vor allem der Einsatz des Linke-Hand-Dolchs beeindruckte die Zuhörer. Ein Bauer hatte damals kaum eine Chance dagegen gehabt.

Kinder durften in Eggerode zur Schule gehen

Ein Stück weiter an der Schule berichtete er, dass es in Friedenszeiten, die das Münsterland im 18. und 19. Jahrhundert erlebte, das Privileg der Gildebauern gewesen sei, ihre Kinder im Dorf Eggerode beschulen zu lassen, obwohl sie als Angehörige des Kirchspiels Schöppingen eigentlich im Wiegbold hätten beschult werden müssen. Das hätte jedoch für die Kinder eine längere Schulwegstrecke und damit einen Ausfall der Kinder als Arbeitskräfte bedeutet. Selbst einen Aufschlag zum Schulgeld, der wegen der so entgangenen Gelder an die Schöppinger Lehrer abzuführen war, haben die Bauern dafür in Kauf genommen.

Mehr als nur eine Wehr- und Wirtschaftsgemeinschaft

Auf dem Parkplatz Lammerding, dem Standort des Schützenfestzeltes, berichtete Schulze Eggenrodde, dass die Gildebauern Anfang der 1820er Jahre gesondert auf einer Liste der Mitglieder des frisch gegründeten Schützenvereins aufgrund des Erwerbs einer neuen Fahne erwähnt wurden. Die Gemeinschaft war inzwischen auf 22 Bauern angewachsen. Kleinere Kötter zählten in jener Zeit ebenfalls zur Gilde. Schulze Eggenrodde betonte die wechselnden Bedarfe, auf die die Gilde immer wieder zu reagieren hatte, sodass zu einer ursprünglichen Wehr- und Wirtschaftsgemeinschaft auch weitere Aspekte wie Schule und Geselligkeit eine Rolle spielten – gerade in Friedenszeiten. Allein der religiöse Bezug zog sich durch die Jahrhunderte bis heute, der in der Spende der Kerze zum Ausdruck komme.

Im Anschluss an die Dorfführung zogen die Teilnehmer gemeinsam zur Gnadenkapelle, um diese traditionell von der Gilde gestiftete Kerze aus Bienenwachs am Gnadenbild zu entzünden. Ein Gebet für die Verstorbenen der Gildebauern und ein Marienlied beschlossen die Führung.

Im Anschluss ging es in Anlehnung an das bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch praktizierte Gildemahl, „zu welchem auch einige angesehene Ortseingesessene sowie Verwandte eingeladen wurden“, wie Schulze Eggenrodde berichtete, zum gemeinsamen Abendessen in die Gaststätte Winter.