Genossenschaftsgebäude wird abgerissen

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Eggeroder Genossenschafts-Gebäude weicht einer Neubausiedlung

Die letzten Tage sind gezählt

Die letzten Tage des Gebäudes, in dem seit vielen Jahren die Eggeroder Genossenschaft untergebracht war, sind gezählt. Durch den Abrissbagger verschwindet ein Teil der Eggeroder Geschichte.

Von Matthias Frye

Das Genossenschaftsgebäude soll dem Erdboden gleichgemacht werden. Foto: Matthias Frye

Einen Tag, nachdem in der Gemeinderatssitzung der Bebauungsplan des Geländes der „Genossenschaft“ in Eggerode am Hevener Weg abgesegnet worden war, begannen die Abrissarbeiten der einzelnen Gebäudeteile. Vorsichtig wurden zunächst die mit Asbest belasteten Elemente abgetragen.

Eine Wohneinheit im Giebel und ein Ladenlokal wurden bereits entrümpelt. Im Dezember 2019 hatte die Raiffeisen West bereits die Geschäftsstelle im Wallfahrtsort Eggerode geschlossen. Nun werden die Gebäudeteile abgerissen um Platz für ein kleines Wohngebiet zu schaffen.

Zu klein und nicht wettbewerbsfähig, so war damals die Begründung für die Schließung. „Geschäftsstellen in der näheren Umgebung wie Legden, Heek und Horstmar würden den zukünftigen Wegfall kompensieren“, wurde der damalige Geschäftsführer Felix Große-Verspohl zitiert.

Letztlich wurde das Gelände am Ortsrand von drei Seiten von Wohnhäusern umgeben. Der nächste landwirtschaftliche Betrieb liegt rund 100 Meter entfernt. Das war bei der Gründung der damaligen Landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft im Jahr 1910 noch anders. Am Übergang zwischen Dorf und der Bauerschaft Heven wurde das Gebäude damals an einer Zuwegung auf freien Grund gesetzt.

Der damalige Mitbegründer und Geschäftsführer Conrad Overhage betrieb einen landwirtschaftlichen Betrieb, wie viele Haushalte in Eggerode. Zudem war Overhage auch noch als Kaffeeröster, Kolonialwarenhändler und Gastwirt tätig. Hinter seinem Wohnhaus an der Durchgangsstraße des Ortes, Dorf 34, wurde schließlich das Genossenschaftsgebäude errichtet.

Waren wurden aus Darfeld oder Metelen abgeholt

Landwirte aus der eigenen Verwandtschaft wie Familie Ratert oder Schulze Eissing aus Asbeck waren wohl Mitinitiatoren und gehörten zu den ersten Mitgliedern. Dem schlossen sich im Lauf der Jahrzehnte immer mehr „Genossen“ an.

Namentlich lief sie unter der Bezeichnung „Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft eGmbH Eggerode“ und war damit eine eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht.

Zweck des Unternehmens war damals der An- und Verkauf landwirtschaftlicher Produkte und Bedarfsgüter. Die Waren, vor allem Düngemittel und Saatgut, wurden bei großen Betrieben bestellt und mit der Bahn nach Darfeld oder Metelen geliefert. Dort mussten die Waren abgeholt werden und konnten dann an die Mitglieder der Genossenschaftsmitglieder und andere Landwirte verkauft werden.

Umgekehrt wurden lokale Agrarprodukte an die Genossenschaftszentrale sowie Einheimische verkauft. Sohn Conrad Overhage folgte seinem Vater für kurze Zeit bis in die 1960er-Jahre als Geschäftsführer, bis er sich mit einem eigenen Landhandel selbständig machte.

In den letzten Jahrzehnten fusionierten eine Reihe von Genossenschaften; so auch die Eggeroder mit der von Horstmar, Laer und weiteren bis dahin eigenständigen Betrieben, um weiter marktfähig zu bleiben. 2019 kam für die Niederlassung in Eggerode das endgültige Aus.

Mittlerweile sind die Gebäude und das Gelände von der Agravis-Raiffeisen AG an die Gemeinde Schöppingen verkauft worden, die für das Gelände ein Kleinwohngebiet für zehn Baugrundstücke vorsieht. Die postalische Bezeichnung wird dann lauten: Hevener Weg.