Schwester stiftet neue Königskette ihres verstorbenen Bruders

Eine Königskette stellt das Herzstück eines Schützenvereins dar. Oftmals ist sie das einzige Relikt, das einen Anhaltspunkt bietet, wie alt ein Verein überhaupt ist. Zudem kommen die auf den einzelnen Plaketten angebrachten Namen und Jahreszahlen, die es erlauben, Personen zeitlich einzuordnen und die Familiengeschichte um ein Puzzlestück zu erweitern. Schließlich sagt die individuelle Anfertigung der Königsplakette etwas über den König aus, der sie anfertigen ließ, verstärkt in modernerer Zeit. Ob Lenkrad, Fahne, Glocke oder Zelt. Meist sind Zeichen und Gegenstände von Vereinen oder Clubs darauf abgebildet, in denen der König Mitglied ist, so eine Narrenkappe, Kegel oder auch schon mal ein Bischofsstab mit Mitra als Zeichen der Mitgliedschaft im hiesigen Nikolausverein. Die Darstellung und Form einer solchen Plakette kennt an den mittlerweile drei Königsketten der Eggeroder Schützenbruderschaft quasi keine Grenzen. Und jedes Jahr wird die Kette um eine Plakette ergänzt. Umso ärgerlicher ist es, wenn plötzlich eine solche Plakette fehlt. Unwiederbringlich, weil eben ein angefertigtes Unikat. Festgestellt wurde der Verlust einer solchen Plakette bei der Durchsicht für das Jubiläumsbuch 2014. Hier sollten Thronfotos jeweils mit der dazugehörgen Plakette abgebildet werden. Aber eine Königsplakette fehlte. Bis heute ist die Stelle auf der Buchseite, an der ein Foto der Königsplakette von Hans Winkelhaus junior, König von 1980, stehen sollte, leer. Wann sie verloren geganen ist, weiß niemand. Unauffindbar ist sie bis heute. Ein Umstand, der allerdings jetzt behoben wurde. Christa Winkelhaus, ältere Schwester des bereits 2006 verstorbenen Königs, ließ diese Situation nicht los. „Alle Plaketten sind an der Kette. Nur die von meinem Bruder nicht. Die Plakette muss wieder her. Die Kosten sind mir egal. Das ist er mir wert“, so ihre Aussage und fester Wunsch. Fotos zur Plakette existieren nach intensiever Familien-Fotoalbum-Recherche im Hause Winkelhaus leider nicht. Aus vagen Erinnerungen war lediglich bekannt, dass sich zwei gekreuzte Kegel und eine Kegelkugel auf dem oberen Teil der Silberplakette befunden hatten. Der Verstorbene war damals Mitglied im Eggeroder Kegelclub „Die Spritties“. Im Plakettenarchiv des Schöppinger Juweliers Uwe Jansen befanden sich noch Zeichnungen aus dieser Zeit, sodass zumindest die damaligen Trends an Form und Gestaltung aufgegriffen werden konnten. Eine Zeichnung für die verloren gegangene Plakette fand sich leider auch dort nicht. Im vergangenen Herbst machte sich der Juwelier dann an die Arbeit einer neuen. Heraus kam eine Silberplakette in Blattform mit breitem Wulstrand. Im oberen Teil ziert die Plakette besagtes Kegelzubehör in einem Kreis, umrahmt von der Jahrshzahl 1980. In der Mitte sind die die Namen des Königspaares eingraviert: Hans Winkelhaus und Anneliese Fleige. Die Namen der Ehrendamen und -herren befinden sich auf der Rückseite: Marita Wehrmann, Ingrid Melchers, Ernst Wehrmann, Heinz Fleige. Den unteren Teil ziert ein Porschetraktor, ein Vehikel, das der Verstorbene in den letzten Jahren vor seinem Unfalltod besonders schätzte. Spätestens hier musste improvisiert werden. Den Traktor hatte Hans Winkelhaus 1980 noch nicht besessen. Da aber jegliche Anhaltspunkte für Motive fehlten, suchte man nach Alternativen und wurde schließlich auf dessen Totenzettel fündig, auf dem „Hansi“ mit eben diesem Trecker abgebildet ist. „Dieses Motiv war für den Graveur zwar außergewöhlich, aber kein Problem. Der Traktor ist mit seiner typischen gebogenen Motorhaube auf dem Silber sehr filigran gearbeitet, gut getroffen und recht nah an der Vorlage“, bestätigte Jansen bei der vergleichenden Sichtung. Mit Freuden und Dankbarkeit nahm Brudermeister Klaus Potthoff die Plakette kurz vor der Generalversammlung 2022 entgegen, der so die Reihe an der Königskette 42 Jahre nach Hans Winkelhaus´ Regentschaft wieder schließen konnte. Es sei ja längst nicht üblich, eher ein Glücksfall, dass in dieser Form eine Königsplakette ersetzt werde, zeigte sich der Brudermeister respektvoll anerkennend. Denn solch eine individuelle Anfertigung kann schnell mal mehrere hundert Euro kosten oder sogar vierstellig werden, weiß Potthoff. Zu sehen sein werden alle drei Königsketten allerdings erst im kommenden Jahr. Dann sollen sie während des Festes ausgestellt und in Augenschein genommen werden können. Auch die Plakette von König Hans Winkelhaus wird dann neben den vielen anderen an der richtigen Stelle an einer der Ketten hängen.