Seniorinnen bringen Kindern Plattdeutsch bei.

Der Spaß steht in Eggerode im Mittelpunkt

Eggerode

Vier Frauen bringen Eggeroder Kindergartenkindern Grundbegriffe der plattdeutschen Sprache bei. Kita-Leiterin Melanie Stark freut sich aus mehreren Gründen.

Monika Roters bringt im Kindergarten Eggerode einigen Mädchen und Jungen Plattdeutsch näher.

Monika Roters bringt im Kindergarten Eggerode einigen Mädchen und Jungen Plattdeutsch näher. Foto: Rupert Joemann

„Das klappt ja schon gut“, lobt Monika Roters die drei Mädchen und fünf Jungen. Erst eine Woche zuvor hatten die Kinder die Zahlen auf Platt kennengelernt. Die Frauen der Volkstanzgruppe haben sich für den Anfang bewusst leichte Wörter ausgesucht, die sich kaum vom Hochdeutschen unterscheiden. Kleid – Kleed, tanzen – danzen, feiern – fieren. „Es soll den Kindern ja Freude machen“, erklärt Roters. Einen Leistungsdruck gibt es nicht.

Den Kindern macht die Plattdeutsch-Stunde offensichtlich Spaß. Sie lachen und sind offen. Die Gruppe kommt von „Höcksken auf Stöcksken“.

So erzählt ein Junge, dass er morgens und abends mit seinem Vater und dem Hund spazieren geht. Immer wieder übersetzen die Frauen einzelne Wörter ins Plattdeutsche. Dadurch sollen die Kinder langsam an den heimischen Dialekt herangeführt werden.

In dieser Stunde wiederholen die Frauen mit den Kleinen einige Farben. Sie belassen es bei einer Handvoll. „Wenn es zu viel ist, ist es zu viel“, sagt Monika Roters. Die Kinder sollen nicht überfordert werden.

Frauen übersetzen Kinderbuch

Demnächst wollen die Eggeroderinnen das bei den Kindern beliebte Bilderbuch „Der Grüffelo“ auf Plattdeutsch übersetzen. Sehr zur Freude der Kita-Leiterin Melanie Stark. „Auf Friesenplatt gibt es das schon“, erklärt Stark. Für Eggerode wird allerdings das heimische Platt benötigt.

Selbst in der nahen Region gibt es Unterschiede, wie die gebürtige Ammelnerin Maria Kauling weiß. Obwohl sie seit vielen Jahren in Eggerode lebt, „ist das Sundplatt immer noch drin“.

Die Lautsprache ist wichtig

Melanie Stark freut sich sehr über das ehrenamtliche Engagement der Frauen. „Die Kinder haben sonst ja keine Berührungspunkte zum Plattdeutschen.“ Stark befürchtet, dass die Sprache ausstirbt. Sie bekommt mit, dass in immer weniger Familien Platt gesprochen wird. Häufig sprechen noch die Großeltern mit ihren Kindern Platt, aber kaum noch mit den Enkeln.

Beim Übersetzen des Bilderbuchs legt Melanie Stark wert auf das Aufschreiben der Lautsprache. Denn bis auf eine Erzieherin spricht keine Kita-Mitarbeiterin mehr selbst Plattdeutsch. Die Kinder sollen jedoch nur die Bilder sehen, nicht den plattdeutschen Text.

Während Ulla Kauling (r.) den Kindern ein plattdeutsches Wort deutlich vorspricht, hat Maria Kauling (l.) Freude an Lernbereitschaft der Mädchen und Jungen.
Während Ulla Kauling (r.) den Kindern ein plattdeutsches Wort deutlich vorspricht, hat Maria Kauling (l.) Freude an Lernbereitschaft der Mädchen und Jungen. Foto: © Rupert Joemann

Die Mädchen und Jungen sollen Platt hören und sprechen, so Stark, sich aber nicht das Schriftbild einprägen. Das könnte in der Grundschule zu Schwierigkeiten führen, da dort Hochdeutsch gelehrt werde.

Die Plattdeutsch-Stunde ist für Melanie Stark neben dem Kennenlernen der Sprache noch wegen des generationsübergreifenden Umgangs wichtig. „Wir arbeiten viel mit den Vereinen zusammen. Das ist eine schöne Basis“, findet die Kita-Leiterin. So tanzten beispielsweise die Kinder zum Sommerfest mit der Volkstanzgruppe.

Generationen verändern sich

Berührungsängste bei den Kindern sieht sie aufgrund des hohen Altersunterschieds nicht. „Die ältere Generation verändert sich auch“, weiß Melanie Stark. So hätten beispielsweise früher Frauen ab 50 fast ausschließliche dunkle Kleidung getragen, heute trügen sie helle, modische Farben. Und das bis ins hohe Alter.

Auch der direkte Umgang mit den Kindern ist einfühlsamer als zuweilen bei früheren Generationen. Melanie Stark nennt als Beispiel die Senioren des Angelvereins Eggerode. Die arbeiteten mit Herzblut einmal im Jahr am Angelteich mit den Kindergartenkindern zusammen. Sicherlich eine gute Möglichkeit, die plattdeutschen Zahlen einzuüben.