Matthias Frye ist der Columbo des Münsterlands: Geschichte jüdischer Familie erforscht
Der Eggeroder Matthias Frye interessiert sich für Lokalgeschichte. Dabei ist kriminalistisches Gespür notwendig. Die Stolpersteine sind Ergebnisse der Arbeit.
Matthias Frye hat nicht nur Geschichte studiert, sondern sie ist auch sein Hobby. Sein Interesse gilt der Lokalgeschichte. Bei den Recherchen ist kriminalistisches Gespür notwendig, erzählt der Eggeroder. Er sei ein „bisschen der Columbo fürs Münsterland“, sagt Frye lachend.
Gemeinsam mit den Mitgliedern des VHS-Arbeitskreises „Schöppinger Geschichte 1933 – 1945“ hat Matthias Frye die Geschichte der jüdischen Familie Ransenberg in Schöppingen aufgearbeitet. Mit dem Verlegen der Stolpersteine für Hilde Ransenberg, ihren Sohn Werner und ihren Mann Ernst durch den Künstler Gunter Demnig am Dienstag, 19. Dezember, um 9 Uhr an der Amtsstraße endet für Matthias Frye die Arbeit zum Leben jüdischen Leben in Schöppingen. „Mir fällt ein bisschen ein Stein vom Herzen, dass das gut erledigt ist. Dann kann ich mich einer neuen Sache zuwenden.“
Seit fünf Jahren gehört Frye, der als Lehrer an der Irena-Sendler-Gesamtschule in Ahaus arbeitet, dem VHS-Arbeitskreis an. Frye ist selbst ein wenig verblüfft, wie viel Material die VHS-Gruppe um Leiterin Ingeborg Höting zusammengetragen hat. Die letzten Informationen hatte Magdalena Heuvelmann in den 90er-Jahren in einem Buch veröffentlicht.
„Durch das Internet ist viel dazugekommen“, sagt Matthias Frye. Die Recherchemöglichkeiten haben sich extrem erweitert. So bestehen zum Beispiel einschlägige Ahnenportale und damalige Einreisepässe sind online abrufbar.
Dominoeffekt hilft
Auch die Stadtarchive, wie beispielsweise Hamburg, Berlin oder Bielefeld, seien sehr kooperativ gewesen und hätten Material zur Verfügung gestellt, lobt Matthias Frye. Dadurch entstand ein Dominoeffekt.
So liegt jetzt das brasilianische Einreisevisum von Hilde Ransenberg vor. Ihr Portraitfoto hat die Gruppe vergrößert und eingerahmt. Ein Foto, auf dem Hilde Scheidler, deren Vater den Ransenbergs bei der Flucht geholfen hatte, die kleine Hilde Ransenberg auf dem Arm hält, hat Matthias Frye nachkoloriert. „Jeder Graustufe wird dabei ein Farbwert zugeordnet“, erklärt Frye. Im Internet gibt es entsprechende kostenfreie Programme.
Die Arbeitskreis-Mitglieder präsentieren am Dienstag ihre Ergebnisse auf 60 Seiten in der Kulturhalle Kraftwerk. Besucher sind willkommen. „Jeder hat seinen Beitrag geleistet, damit die Veranstaltung gelingt“, stellt Matthias Frye fest. Es sei keine One-Man-Show gewesen. Wobei der Eggeroder einräumt, zusammen mit Andre Busemas „am häufigsten im Archiv gewesen zu sein“.
Busemas, Mitglied im Heimatverein Schöppingen, kümmerte sich vor allem um das Haus an der Amtsstraße, in dem die Familie Ransenberg lebte und ihr Modegeschäft betrieb. „Bauakten sind nicht meins“, erzählt Matthias Frye mit einem Schmunzeln im Gesicht. Jeder bringe sich mit seinen Interessensschwerpunkten ein.
Viele Helfer
Erfreut zeigt sich das ehemalige CDU-Ratsmitglied darüber, wie die Arbeit „viele Leute zusammengebracht hat“. So stelle beispielsweise die Kirchengemeinde St. Brictius das Equipment für die Feier und der Bauhof erledige die Pflasterarbeiten.
Der gebürtige Eggeroder Bernd Volmer, der in Köln lebt, besorgte aus der Domstadt Literatur, damit Frye mehr über den zweiten Ehemann von Hilde Ransenberg erfahren konnte. Dessen Vorfahren stammten aus dem Raum Köln/Düren.
Frye erfährt positive Resonanz
Matthias Frye hat viel positive Resonanz über die Arbeit zur Geschichte der Familie Ransenberg erfahren. Welchem Thema er sich demnächst annimmt, weiß der 44-Jährige noch nicht. Ihn reizt es auf jeden Fall, Rätsel aufzudecken. Bei unbeantworteten Fragen möchte er dem Sachverhalt nachgehen und „das Bild rundmachen“. Die Stolpersteine sind ein sichtbares Zeichen für den Erfolg. Genauso erfolgreich wie Inspektor Columbo in der gleichnamigen Fernsehserie, wenn auch nicht in Los Angeles, sondern im Münsterland.