Stolz präsentiert Werner Daldrup seinen Eisernen Meisterbrief im Maler- und Lackiererhandwerk. Vor 65 Jahren, am 10. Dezember 1957, bekam der Eggeroder von der Handwerkskammer Münster seinen Meisterbrief verliehen. Es folgen der Goldene, der Diamantene und nun der Eiserne. In einer Feierstunde wurde ihm als einer von vieren der Brief vor zwei Wochen von der Kreishandwerkerschaft verliehen. Nun ziert dieser wie die anderen Briefe auch eingerahmt die Diele seines Hauses an der Gildestraße. Daldrup, Jahrgang 1931, kann heute auf knapp acht Jahrzehnte bewegtes Berufsleben zurückblicken. Dabei machte er selbst in seinem Handwerk so manchen Wandel mit. Seine dreijährige Ausbildungsjahre ´45-´48 absolvierte der älteste von vier Söhnen und damals 14-jährige zunächst im elterlichen Betrieb, dann ein Jahr im Malerbetrieb Steinbicker in Billerbeck. Und zur Berufsschule ging es von Billerbeck mit dem Zug zur Berufsschule nach Coesfeld. Doch schon vorher musste er den Vater bei seinen Aufträgen unterstützen, indem er zunächst mit einer Handkarre, später mit Rad und Gummikarre das nötige Material zu den Arbeitsstellen bringen musste. Das Gros der Kundschaft wohnte auf der rund fünf Kilometer weit entfernten Jägerheide, einem Teil der Bauerschaft Geitendorf, bei Darfeld. Das war mehr oder weniger gut zu Fuß erreichbar. „Da waren dann schon mal die Hausaufgaben am Nachmittag nicht so wichtig“, schmunzelt der 92-jährige „und es winkte als Lohn schon mal ein Glas Regina.“
Zur Währungsreform im Juni 1948 gab es pro Kind 40 D-Mark und Eltern 60 D-Mark das so genannte „Kopfgeld“ als Startkapital für neuen Nachkriegskonsum, ausgezahlt für die Eggeroder Bevölkerung in der damaligen Gaststätte Tegeler. Mit dieser „Finanzspritze“ konnte der Betrieb weiter positiv in die Zukunft blicken. Daneben galten Speck, Eiern und Butter weiterhin als gültiges Zahlungsmittel, um Waren einzukaufen, die der Betrieb benötigte. Mit dem Fahrrad fuhr der 17-jährige Werner in das bombenzerstörte Münster, um dort Pulver-Trockenfarbe von der Firma Hobrecker und König, heute Firma Brillux, einzukaufen, die zuhause mit Leinöl vermischt zu Anstreichfarbe angerührt und dann und wann auch mit Wasser gestreckt wurde. Der Wechselkurs damals: ein Pfund Speck zu einem Liter Leinöl. Auch aus Gronau konnte man später die Farben beziehen. Über seine gesamte Gesellenzeit blieb er dem elterlichen Maler- und Glaserbetrieb treu, den er schließlich in den 1960er Jahren übernahm. Zu den Arbeitsbereichen gehörten klassischer Weise Wände, Türen, Möbel und auch schon mal eine Kutsche. 1957 kam dann mit 26 Jahren der Meisterbrief im Bereich Maler- und Lackiererhandwerk hinzu. Mit einem VW-Käfer, 1959 eines der ersten Autos in Eggerode, konnte die Kundschaft maßgeblich schneller bedient werden. Der Beifahrersitz wurde ausgebaut und mit der Rückbank zur Ladefläche umfunktioniert. Das sparte viel Zeit. Aufträge aus dem benachbarten Schöppingen, meist von der Amtsverwaltung, blieben allerdings weiterhin die Ausnahme. Doch mit dem Aufkommen des Kunststoffes als Bau- und Arbeitsmaterial für Teppichböden sowie die Verwendung von Naturhölzer für Decken und Türen schwanden die Aufträge des Anstreichers. Daldrup musste innovativ werden und verlagerte seinen Schwerpunkt ab 1978 auf Kunststofffenster. Das blieb in dieser Branche von Mitbewerbern nicht unbemerkt und es hagelte Anzeigen, diese Produktion zu unterlassen, weil fremdes Gewerk. 1984 kam dann schließlich die offizielle Erlaubnis aus Münster zur Kunststofffenster-Produktion. Mit den immer größer werdenden Fenstern kam 1995 schließlich das Geschäft mit den Verglasungsklötzchen, um ein Schleifen der Fensterflügel zu vermeiden, hinzu, das von seinem Sohn Berthold in Schöppingen weitergeführt wird. Die ersten sägte Werner Daldrup noch eigenhändig mit der Kreissäge. Derzeit laufen zwölf Maschinen 24/7, um diese Klötzchen in großem Stil industriell zu produzieren. So konnte der Familienbetrieb durch die Jahrzehnte, nicht zuletzt auch dank Werners 2016 verstorbener Ehefrau Hedwig, bis heute aufrecht erhalten werden.
Zum Foto: Wohl präpariert, die Malerutensilien auf dem Tisch drapiert und den Meisterbrief fest in der Hand: So zeigt sich Werner Daldrup (92) der Presse in der Diele seines Hauses. Auch wenn auf der Urkunde „Diamantener Meisterbrief“ steht, so ist es doch das 65ste Jubiläum, – ein Fauxpas der Kreishandwerkerschaft Borken.