Geheime Wahl entscheidet über Schulstandort Eggerode: Beifall nach der Stimmauszählung
Insgesamt 23 Stimmzettel werfen die Schöppinger Ratsmitglieder und Bürgermeister Franzbach in die Wahlurne. Es geht um die Zukunft des Schulstandorts Eggerode.
Es ist ganz still in der voll besetzten Kulturhalle. Es herrscht eine fast andächtige Ruhe. Gerade ruft Fabian Wellers, allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, die Schöppinger Ratsmitglieder namentlich einzeln auf, ihre Stimme in geheimer Wahl abzugeben. Es geht um den Vorschlag der Verwaltung, den Schulstandort Eggerode zum 31. Juli 2028 aufzulösen. Mit 13 zu 10 Stimmen wird das am Montagabend abgelehnt.
Mit dem gleichen Ergebnis votiert der Gemeinderat für den gemeinsamen Antrag der CDU, SPD und FDP, den Grundschulstandort Schöppingen zunächst dreizügig auszubauen. Der zweite Bauabschnitt für eine mögliche Vierzügigkeit wird zurückgestellt.
Der Gemeinderat beschließt zwar auch die Berücksichtigung des Elternwillens bei der Zuordnung der einzuschulenden Kinder zum Schulstandort. Doch Bürgermeister Franz-Josef Franzbach macht später deutlich, dass das nicht in der Entscheidungskompetenz des Rats, sondern der Schule liege.
Franzbach spricht sich eingangs für die Auflösung aus. Schulleiterin Maria Wigger-Kerkhoff habe im November 2022 im Schulausschuss eingeräumt, dass bei gleichbleibenden Bedingungen der Bildungsauftrag gefährdet sei. „Das ist und war ein Hilferuf, der sehr viel Substanz hat“, sagt der Verwaltungschef. Die organisatorischen Probleme sind für ihn der wichtigste Aspekt in der Diskussion.
Aus seiner Sicht geht es darum, für alle 275 Schüler – 48 in Eggerode und 227 in Schöppingen – die gleichen Bedingungen zu schaffen. Auch das deutliche Votum der Schulkonferenz (11:1) für die Schließung des Teilstandorts in Eggerode sei zu berücksichtigen, so Franzbach. Das Expertenwissen, die Schulleitung und die Schulkonferenz sprechen für nur einen Standort.
Geburten reichen nicht aus
David Rupp von der Projektgruppe Bildung und Region (Biregio) aus Bonn informiert die Ratsmitglieder und Zuschauer über die prognostizierte Entwicklung der Grundschülerzahlen: „Eggerode bleibt, wohlwollend betrachtet, stabil, in Schöppingen wird die Zahl steigen und auf einem höheren Niveau verharren.“
Die Geburtenzahlen in Eggerode, so Rupp, reichen dauerhaft nicht aus, um die gesetzlich vorgeschriebene Mindestzahl von 46 Schülern für den Teilstandort Eggerode zu erreichen. Für die nähere Zukunft könnte der Teilstandort die 46 Schüler „mehrere Jahre knapp erreichen“.
Mit wohlwollend meint David Rupp, dass das historische Einschulungsverhalten der Familien aus den Bauerschaften zugunsten des Teilstandorts Eggerode mit in die Statistik eingerechnet wurde. Ob die Eltern künftig ihre Kinder statt in Eggerode – wie bei den vorherigen Generationen – oder eher in Schöppingen anmelden werden, blieb dabei unberücksichtigt. Die Verwaltung, lobt Rupp, habe „die Geschichte der Einschulung minutiös“ aufgearbeitet.
Ein Lob zollt David Rupp auch Grundschulleiterin Maria Wigger-Kerkhoff. Sie habe sich sowohl politisch sehr loyal verhalten als auch „eine ganze Menge getan“, bestmöglichen Unterricht zu bieten. Die schulorganisatorischen Probleme seien schon heute gravierend. „Das geht an die Substanz“, sagt Rupp.
Lob an die Schulleitung
Er bezeichnet Wigger-Kerkhoff als „sehr engagierte Schulleitung. Ihr Hilferuf ist mehr wert als unsere Empfehlung“. Der Hilferuf müsse ernst genommen werden, so David Rupp. Er rät davon ab, an der Verschiebung von Schülern nach Eggerode festzuhalten. „Das kann nicht die Lösung sein.“
Agnes Denkler (UWG) will mit einem Standort die Kräfte bündeln und für eine Chancengleichheit sorgen. Gerade die Grundschulzeit habe für die Kinder „eine Auswirkung auf ihr ganzes Leben“. Mit einem Standort sieht Denkler bessere Voraussetzungen, um Inklusion, Integration sowie den individuellen Förderbedarf leisten zu können und damit auf eine sich verändernde Schullandschaft zu reagieren.
Kleiner Standort vorteilhaft
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Holger Benölken betont, den Hilferuf von Maria Wigger-Kerkhoff gehört zu haben. Er sieht aber das pädagogische Konzept in dem kleinen Teilstandort als vorteilhaft an, weil es „vielen Kindern zu Gute kommt“. David Rupp von Biregio erklärt, dass jahrgangsübergreifender Unterricht auch für einen Zug an einem gemeinsamen Schulstandort erlaubt sei.
Die Schließung des Teilstandorts „haben wir im Blick, sie ist eine Möglichkeit“, sagt FDP-Ratsherr Wolfgang Wenzel. Es bestehe aber kein Zeitdruck, so Wenzel. Vielmehr solle die Zeit genutzt werden, „Dinge zu entwickeln“. Für den Liberalen macht die Pädagogik die Schule der Zukunft aus. Und „die Flexibilität ist Teil der Pädagogik“.
„Wir lösen Probleme nicht, wenn Sie sie bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag aufschieben“, antwortet ihm Franzbach. Der Bürgermeister verweist darauf, dass der Teilstandort in Eggerode erst in vier Jahren geschlossen würde.
Horst Emmrich lenkt den Blick auf den OGS-Anspruch der Eltern ab 2026. Der müsse bei der Zukunft des Teilstandorts Eggerodes mitgedacht werden, so der UWG-Fraktionsvorsitzende. Die OGS, da sind sich alle Parteien einig, soll in Schöppingen stattfinden.
OGS zieht Schüler an
David Rupp macht auf seine Erfahrungen aufmerksam. An Schulen mit mehreren Teilstandorten, aber nur einem OGS-Standort, würde die OGS ziehen und die Eltern vermehrt am dortigen Teilstandort ihre Kinder anmelden.
„Wir haben alle Fakten für eine Entscheidung“, sagt der Grünen-Fraktionsvorsitzende Manfred Epping. Wichtig sei, für eine vernünftige Schule für die künftigen Generationen zu sorgen. Deshalb stimme seine Fraktion für die Auflösung des Teilstandorts. Das reicht am Ende aber nicht. Mit 13 zu 10 Stimmen lehnt der Gemeinderat die Auflösung zum 31. Juli 2028 ab. Als Bürgermeister Franzbach das Ergebnis vorträgt, klatschen zahlreiche Zuschauer Beifall. Die fast andächtige Ruhe ist vorbei.