Erstes Schützenfest vor 60 Jahren
In Eggerode ist das Schützenfest nicht mehr wegzudenken. Das war nicht immer so. Heinz Homann erinnert sich an die Anfänge vor 60 Jahren.
Das ist genau 60 Jahre her. Gehalten hat sich das Fest bis heute. „Der Ablauf ist im Prinzip gleich“, erzählt das 79-jährige Gründungsmitglied. Nur der Termin hat sich verschoben. Früher wurde sonntags und montags gefeiert und zwar zur Hagelprozession am übernächsten Wochenende nach Fronleichnam. Heute ist es Fronleichnam und der Mittwoch davor.
„Etwa zehn Jahre lang hatten wir zwischendurch noch einen dritten Tag, an dem ein Frühschoppen stattfand“, erzählt Heinz Homann, der 32 Jahre dem Vorstand angehörte. Doch der wurde wieder gestrichen.
Das Wetter am 7. Juni 1964 war so regnerisch, dass der Leiter der Feuerwehrkapelle Schöppingen zuerst gar nicht den Schützenzug mit der Kapelle begleiten wollte. „Das Fest musste etwas werden“, erzählt Heinz Homann. Es herrschte eine Aufbruchstimmung in Eggerode. Schlechtes Wetter hin oder her. Zuvor gab es nur den 1957 gegründeten Junggesellenclub Vogelfrei, der Festivitäten organisierte.
1964, so Heinz Homann, gab es in Eggerode nur zwei Tanzveranstaltungen – nach dem Osterfeuer und im Winter zur Kirmes. Das war‘s. So war die Dorfgemeinschaft froh, dass sich das Schützenfest etablierte.
Gleich im ersten Jahr traten 132 Männer dem Verein bei. „Da wollte auch jeder mitmachen“ sagt Heinz Homann. Wenn auch die Begeisterung groß war, das Geld war knapp. „Das Zelt, das bei Landmaschinen Schmitz stand, haben die Schützen in den ersten beiden Jahren aus Kostengründen selbst aufgebaut.“
Später übernahmen die Eggeroder Wirte die Ausrichtung. Reihum waren das Ising, Tegeler, Overhage, Küper, Winter und Lammerding. In diesem Jahr übernimmt der Verein die Ausrichtung erstmals wieder in Eigenregie, nachdem das zuletzt ein Unternehmen aus Ochtrup übernommen hatte, so Heinz Homann.
Zu jung für einen König
Geschossen wurde anfangs bei Schulze Eggenrodde. Heute steht die Vogelstange auf dem Kirchplatz. „Früher durfte man erst mit 21 Jahren König werden“, erzählt Homann. So musste, nachdem Werner Füchter während seiner Bundeswehrzeit den Vogel heruntergeschossen hatte, der Korpus wieder in die Höhe befördert werden. „Er war noch nicht alt genug“, sagt Heinz Homann grinsend.
Homann selbst war 1987 Schützenkönig, zur Königin wählte er Anni Reinermann.
Den dünn gesäten Terminkalender der ersten Jahre reicherten die Schützen im Winter mit einem Preisschießen und Preisknobeln beim jeweiligen Festwirt in der Kneipe an. „Dort wurde eine Wand aufgestellt und aus vielleicht vier Metern, je nachdem wie viel Platz war, auf eine Scheibe geschossen“, erzählt Heinz Homann. Als Preis war häufig Wild, eine Gans oder ein Fasan ausgelobt.
Ebenfalls ungewöhnlich ist die Eggeroder Tradition, die Proklamation des neuen Königs erst am zweiten Tag vorzunehmen. Homann: „Dadurch hat der Thron etwas mehr Zeit, sich auf die neue Aufgabe vorzubereiten.“ So können die Königin und die Ehrendamen zum Beispiel noch kurzfristig passende Kleider kaufen.
Bleibt abzuwarten, wer am Fronleichnamstag ab 14 Uhr den Vogel von der Stange schießt und sich in die Reihe der Schützenkönige von Ludwig Lipphaus bis zum amtierenden König Stefan Schulz einreiht. Das Wetter dürfte dabei sicherlich keine Rolle spielen.