Heimatvertriebene im Fokus der Forschung

Nachdem sich der VHS-Kreis „Schöppinger Geschichte“ in den vergangenen Jahren mit der Geschichte der Schöppinger Juden beschäftigt hat, und mit der Verlegung der drei Stolpersteine an der Amtsstraße einen wichtigen Beitrag zur Geschichte geleistet hat, will er sich nun verstärkt einem neuen Thema zuwenden: 

Der Arbeitskreis will sich in seinen kommenden Sitzungen dem Thema der Ostvertriebenen, Ostflüchtlingen bzw. Heimatvertriebenen widmen. Mit diesem Thema versucht er, dieses wenig bearbeitete, aber teils sehr emotionale und spannende Thema der Schöppinger Geschichte stärker in den Fokus zu rücken, und erhofft sich, eine größere Beteiligung der Bevölkerung. Denn nicht wenige Schöppinger Familien haben einen solchen Migrationshintergrund. Zu historischen Einordnung: Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Grenzen für das zukünftige Deutschland durch den Alliierten Kontrollrat neu gezogen wurden, befanden sich viele Deutsche plötzlich nicht mehr auf deutschem Boden. Pommern, Schlesien, Ostpreußen und die Freie Stadt Danzig fielen an das wiederhergestellte Polen. Und schon vor Kriegsende flohen viele Deutsche vor der herannahenden Sowjet-Armee in den westlichen Teil des Deutschen Reiches. Die Folge war für viele westliche Kommunen eine  Zwangsaufnahme von Fliehenden per Verordnung und Zuweisung. Das betraf vor Ort die Bauerschaften, das Wiegbold und das Dorf Eggerode. In der damaligen Amtsgemeinde war im Jahre 1950 knapp jede fünfte Person Heimatvertriebener. Den Ausschlag für dieses Forschungsthema gab der Heimatfilm von 1954 (Youtube-Suche: Impressionen aus Schöppingen), in der das Alltagsleben der Gemeinde in vielen Facetten dargestellt wird. Unter anderem ist die „Deutsche Jugend des Ostens“ in Folkloretracht beim Umzug und später beim Tanz zu sehen. Der im Film mitgetragene Wimpel mit dem Verbandsszeichen dieser Organisation tauchte unlängst in den Kellerräumen des Heimatvereins Schöppingen wieder auf. Der Arbeitskreis setzt auf Betroffene bzw. Nachfahren, die Ihre Geschichte zur Ankunft und Leben in den ausgehenden 1940er und 1950er Jahren in der Vechtegemeinde berichten und der Nachwelt hinterlassen möchten. Der Geschichtskreis hofft zudem auf Fotomaterial aus dieser Zeit. Die Treffen des Arbeitskreises finden immer dienstags um 19:00 Uhr in monatlichen Abständen im Haus Sasse statt. Der nächster Termin wird am 10. September stattfinden. Kontaktmöglichkeit: vhs-schoeppingen@web.de oder bei den Mitgliedern des Arbeitskreises.

 

Zu den Fotos:

Mitglieder der DJO Schöppingen präsentieren 1954 ihren Vereinswimpel im Heimatfilm (Quelle: Youtube).

Der Wimpel der DJO Schöppingen wurde vor einigen Wochen im Keller des Heimatvereins wiederentdeckt. Die Wappen zeigen eine Auswahl der ehemaligen deutschen Ostgebiete möglicherweise diejenigen, aus denen die Heimatvertriebenen in Schöppingen stammten (v.o.l. im Uhrzeigersinn): Sudetenland, Ostpreußen, Schlesien, Oberschlesien und Pommern.